Parodontitis, umgangssprachlich auch als Parodontose bezeichnet, ist eine bakteriell bedingte Entzündung, die den Zahnhalteapparat (Knochen, Fasern und Zahnfleisch) schädigt.
Jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet unter dieser chronischen Entzündung. Sie führt unbehandelt nicht nur zu gerötetem Zahnfleisch, Blutungen und Mundgeruch, sondern auch zu Taschenbildung und dem Abbau des Kieferknochens. Wird dieser schleichende Zerstörungsprozess nicht gestoppt, werden Zähne locker und fallen aus oder müssen entfernt werden. Bei Erwachsenen ist die Parodontitis heute die Hauptursache für Zahnverlust.
Das Tückische: Parodontitis verläuft zunächst meist unbemerkt und ohne Zahnschmerzen.
Ursachen
Ursache der Parodontitis sind bakterielle Zahnbeläge („Biofilme“). Eine erbliche (genetische) Veranlagung zu einer verstärkten Entzündungsreaktion des Immunsystems ist außerdem mitentscheidend für die Entstehung der Parodontitis. Sie wird darüber hinaus durch Risikofaktoren wie Rauchen, Stress, Allergien, Diabetes und hormonelle Umstellungen (wie in der Schwangerschaft) gefördert.
Symptome sind:
häufiges Zahnfleischbluten
gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch
Zahnlockerungen
Zahnstellungsveränderungen
Schmerzen
Zahnfleischrückgang
Mundgeruch
Eiterbildung
gelegentlich ein unangenehmer Geschmack im Mund.
Oft treten jedoch keine der genannten Symptome oder Schmerzen auf, so dass eine Parodontitis vom Patienten häufig über lange Zeit hinweg nicht bemerkt wird.
Zahlreiche Studien belegen, dass Parodontitis unter anderem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Komplikationen in der Schwangerschaft und Frühgeburten birgt und sich negativ auf Diabetes auswirken kann und Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigt. Der Grund: Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte gelangen über den Mund in die Blutbahn und dringen so in andere Körperregionen ein.
Ebenso kann eine Parodontitis (wie auch Karies) zwischen Partnern übertragen werden. Eine sorgfältige eigene Mundpflege, die regelmäßige Untersuchung der Mundgesundheit und gegebenenfalls eine entsprechende Behandlung helfen, das Übertragungsrisiko in Partnerschaften zu verringern.
Ein frühes Erkennen der Parodontitis erhöht die Heilungschancen. Auffällige Symptome der Parodontitis wie gerötetes Zahnfleisch lassen sich oft bereits durch eine zahnärztliche Untersuchung mit bloßem Auge erkennen.In manchen Fällen erscheint das Zahnfleisch jedoch trotz einer vorhandenen Parodontitis gesund.
Die wichtigste Untersuchungsmethode ist daher das so genannte Sondieren: Mithilfe einer Sonde wird die Tiefe der Zahnfleischtaschen vorsichtig gemessen. Werden hierbei Werte von mehr als etwa 3mm festgestellt, deutet dies auf eine Parodontitiserkrankung hin. Kommt es beim Sondieren zu einer Blutung oder tritt sogar Eiter an der betreffenden Stelle aus, kann dafür sowohl eine einfache Zahnfleischentzündung als auch eine Parodontitis verantwortlich sein.
Um den Gesundheitszustand des Zahnhalteapparates zu beschreiben und die Behandlungsnotwendigkeit festzustellen, werden verschiedene Indices (Parodontaler Screening-I., Sulcus-Blutungs-I., Papillen-Blutungs-I.) bestimmt.
Außerdem werden die Zahnbeweglichkeit, der Rückgang des Kieferknochens und die Fläche freiliegender Zahnhälse bestimmt. Eventuelle Knochenschädigungen bzw. ein Rückgang des Kieferknochens sowie auch die Ausbildung von Zahnfleischtaschen (PA-Spalt) können durch Röntgen-Einzelaufnahmen oder Übersichtsaufnahmen des gesamten Gebisses erkannt werden. Daher wird die Untersuchung durch Röntgenbilder ergänzt.
Ist der Zahnhalteapparat bereits geschädigt, ist eine Parodontitisbehandlung unumgänglich. Parodontitis kann als chronische Erkrankung nicht völlig geheilt, jedoch durch eine systematische Behandlung zum Stillstand gebracht werden.
Ziel ist es, den oder die betroffenen Zähne auf Dauer zu erhalten und ein Ausweiten auf andere Zähne zu verhindern. Dazu gehört es, die Entzündung zu stoppen bzw. deren Ausbreitung in tiefere Bereiche des Zahnhalteapparates zu verhindern und die Tiefe der Zahnfleischtaschen zu verringern.
Der Ausgangspunkt für die Entzündungen ist vor allem der Zahnfleischrand. In diesem Bereich liegt das Zahnfleisch am Zahn an und bildet dabei eine kleine Furche, den so genannten Sulkus. Bakterieller Biofilm entsteht in diesem Bereich leichter als an anderen Stellen und kann sich dauerhaft dort halten.Dieser Belag besteht aus Speiseresten, speziellen Bestandteilen des Speichels und vor allem aus Bakterien, deren saure Ausscheidungen zu Karies und zu Zahnfleischentzündungen führen. Wird er nicht rechtzeitig unterhalb vom Zahnfleisch entfernt, wandert der Belag weiter in die Tiefe Richtung Zahnwurzel. Es entsteht nun ein Spalt zwischen Zahnwurzel und Zahnfleisch, die Zahnfleischtasche. Sie stellt einen idealen Lebensraum für Bakterien dar, Gifte aus dem Bakterienstoffwechsel zerfressen regelrecht den Kieferknochen und das Zahnfleisch. Ist der Kieferknochen erst einmal zerstört, wird er sich nicht wieder vollständig regenerieren.
Grundlage jeder Behandlung ist dabei die vollständige Beseitigung der verursachenden bakteriellen Beläge. Je nach Ausgangssituation sind für diese Maßnahmen mehrere Behandlungen notwendig: Vorbehandlungen, Hauptbehandlungen und Nachbehandlungen. Je nach Aggressivität der Bakterien wird zusätzlich zur Behandlung der Einsatz von Antibiotika in verschiedenen Formen angewendet oder der Laser zum Einsatz gebracht, um gezielt die Bakterien abzutöten, die für die Erkrankung verantwortlich sind.
1. Hygienephase
Die Therapie beginnt mit einer Mundgesundheitsberatung und der Erstellung eines persönlichen Behandlungsplans. Die sogenannte Hygienephase umfasst vorbereitende, nicht-operative Maßnahmen, da zunächst die bakterielle Infektion gelindert werden muss. Bei der ersten Sitzung reinigen unsere speziell ausgebildeten Prophylaxefachkräfte Ihre Zähne und Ihr Zahnfleisch professionell. Anschließend erfolgen Politur und Fluoridierung der Zahnoberflächen.
Bereits nach dieser Phase ist ein Rückgang der Taschentiefen und des Entzündungsgrades feststellbar.
Diese Vorbehandlung wird je nach Bedarf einmalig durchgeführt oder in individuell festgelegten zeitabständen wiederholt. Ziel ist es, die Bakterienzahl an den erkrankten Stellen deutlich zu reduzieren.Weiterhin wird eine eventuell nachfolgende Behandlung wirkungsvoller.
2. Geschlossene Behandlung
Während der nicht operativen, geschlossenen Behandlungsphase werden die tieferen Bereiche, unterhalb des Zahnfleischrands, gereinigt. Unter örtlicher Betäubung entfernen wir Beläge und entzündliches Gewebe von den Wurzeloberflächen und säubern die Zahnfleischtaschen. Außerdem werden die Wurzel- und Zahnhalsoberflächen geglättet. Wir setzen schonende, minimal-invasive Ultraschall-Instrumente oder Laser ein; so werden die Bakterien zerstört und der natürliche Heilungsprozess (Biostimulation) wird aktiviert.
Der unterstützende Einsatz des Lasers erlaubt eine schmerzarme und zugleich effektive Behandlung, da der Laserstrahl Bakterien sogar in sonst kaum zugänglichen Bereichen der Zahnfleischtaschen entfernt.
Antibakterielle Therapie mit Periochip® oder Elyzol®Gel
Bei Bedarf ergänzen wir unsere Behandlung mit antibakteriellen Wirkstoffen. Ein Beispiel dafür ist der Periochip®, ein dünnes, nur wenige Millimeter großes Gelatineplättchen, das den antibakteriellen Wirkstoff Chlorhexidin enthält. Der Chip wird in die Zahnfleischtasche zwischen Zahnwurzel und Zahnfleisch eingelegt, gibt seinen Wirkstoff kontinuierlich ab und wird anschließend vom Körper rückstandsfrei wieder aufgelöst. Der Wirkstoff kann auch mithilfe eines Gels (Elyzol®) in die Zahnfleischtaschen gegeben werden. Ziel ist es, die parodontitisauslösenden Bakterien aus den Zahnfleischtaschen und der Mundhöhle zu entfernen.
Parodontitis-Risikotest
Bei hartnäckigeren Formen der Parodontitis ermitteln wir die entzündungsauslösenden Bakterien mithilfe eines mikrobiologischen Tests. Dies ermöglicht uns, die Therapie genau auf diese Bakterien abzustimmen und sie als Ergänzung gezielt mit antibakteriellen Wirkstoffen zu beseitigen.
Reevaluation
Nach etwas 4 -6 Wochen erfolgt die Nachuntersuchung. Diese umfasst die Messung der Zahnfleischtaschentiefen, die Beurteilung des Entzündungszustandes und gegebenenfalls Röntgenaufnahme. Anschließend wird die weitere Vorgehensweise abgestimmt. Das Therapiezwischenergebnis und weitere Therapiemöglichkeiten zum langfristigen Erhalt der Zähne werden besprochen.Bei einer sehr tiefen und schwerwiegenden Parodontitis ist ein chirurgisches Vorgehen notwendig.
3. Offene Behandlung
Bei Zahnfleischtaschen ab einer Tiefe von etwa 5 bis 6 mm und wenn die geschlossene Behandlung noch nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat, wird eine so genannte offene, operative Behandlung („Lappen-OP“) durchgeführt.
Unter Anästhesie werden die entzündlichen Areale chirurgisch geöffnet und die Wurzeloberflächen sowie die Zahnfleischtaschen gereinigt. Dazu gehört die Freilegung eines Teils der Zahnwurzel im Bereich der Tasche durch einen kleinen Schnitt im Zahnfleisch, um die erkrankten Bereiche leichter zugänglich zu machen. Die Zahnhals- und -wurzelbereiche werden gereinigt, geglättet und erkranktes Zahnfleischgewebe entfernt. Anschließend wird das Zahnfleisch an den Zahn angelegt und mithilfe einer feinen Naht geschlossen.
Ziel der Behandlung ist unter anderem eine möglichst gute Wiederanhaftung des Zahnfleisches an den Zahn und eine leichte Verringerung der Zahnfleischtaschentiefe.
zusätzliche chirurgisch-regenerative Verfahren zur Taschenelemination und Knochenregenation
Gingivaelemination
Falls die Bereiche auf diese Weise nicht gereinigt werden können, muss unter Umständen das Zahnfleisch an der entsprechenden Stelle mit einem Schnitt entfernt werden, um Zahnfleischtaschen und die in den Höhlungen vorhandenen Bakterien zu beseitigen. Regenerative Verfahren Neuere Entwicklungen ermöglichen es, nicht nur Kieferknochen wieder aufzubauen, sondern ebenso die Neubildung der „weichen“ Bestandteile des Zahnhalteapparates (Bindegewebsfasern, Wurzelzement) gezielt zu fördern.
Gesteuerte Knochenregeneration (GBR)
Bei diesem Verfahren wird die fehlende Kieferknochensubstanz mit körpereigenem Knochen oder Ersatzmaterial aufgefüllt und mit einer Membran (Kollagen) abgedeckt. Meist wird dabei eine Mischung aus körpereigenem Knochen und Ersatzmaterial verwendet.Die Membran verhindert, dass Zahnfleisch von der Oberfläche her in den für den Knochen vorgesehenen Bereich einwächst.Unter der Membran kann sich der Knochen bilden, der für einen stabilen Halt des Zahnes wichtig ist. Die Membran wird vom Körper selbsttätig abgebaut, sie muss nicht entfernt werden. Der Knochen wird so zum Wachstum angeregt und der Knochendefekt ausgeglichen.
Gesteuerte Geweberegeneration (GTR)
Weiterhin kann die Neubildung von gesundem Zahnhaltegewebe (z. B. Bindegewebsfasern) gezielt gefördert werden.Bei Bedarf können Wachstumsenzyme („Schmelzmatrixproteine“), die auch bei Entwicklung der ersten Zähne und Zahnhaltegewebe eine wichtige Rolle spielen, zur Neubildung von Zahnhaltegeweben eingesetzt werden.Diese Wachstumsenzyme sind in einem Träger-Gel enthalten, das auf die geschädigten Bereiche des Zahnhalteapparates aufgetragen wird. Diese Enzyme regen die Neubildung von Zahnhaltegeweben wie die elastischen Fasern in der Wurzelhaut an. Unter Umständen wird auch hier der Behandlungsbereich mit einer Membran (z. B. aus Kollagen, einem natürlichen Protein) abgedeckt, um zu verhindern, dass schnell wachsendes Zahnfleisch in den Bereich einwächst, der für die Zahnhaltegewebe vorgesehenen ist.
4. Erhaltungsphase & Engmaschige Nachsorge
Durch eine gezielte Therapie hat man die Erkrankung zunächst einmal im Griff. Durch unsere tägliche Nahrungsaufnahme gelangen jedoch erneut Beläge zwischen Zahn und Zahnfleisch.
Zur dauerhaften Erhaltung des Therapie-Erfolgs sind
kontinuierliche Nachsorgeuntersuchungen
regelmäßige professionelle Zahnreinigung
gute häusliche Mundhygiene
entscheidend, um den erreichten Gesundheitszustand beizubehalten und effektiv einer erneuten Erkrankung vorzubeugen. Wir bieten Ihnen das Konzept der Unterstützende Parodontitistherapie (UPT), bei welchem die Nachsorgemaßnahmen und die zeitlichen Abstände nach Ihrem persönlichen Parodontitisrisiko und der Wahrscheinlichkeit eines Fortschreitens der Parodontitis individuell festgelegt werden und Sie in unser Recallsystem aufgenommen werden.
Langfristig gesehen wirken Sie somit der weiteren Zerstörung des Zahnhalteapparates und dem Zahnverlust entgegen.
Rezessionen
Zurück zu kräftigem und schönem Zahnfleisch
Zu einer ganzheitlichen Zahnästhetik gehört schönes Zahnfleisch, denn es bildet den optischen Rahmen für Ihre Zähne. Ist Zahnfleisch verloren gegangen oder ist von Natur aus zu wenig Zahnfleisch vorhanden, so können wir es in den meisten Fällen operativ wiederherstellen. Hiefür stehen uns unterschiedliche minimalinvasive Verfahren zur Verfügung.
Unter einer parodontalen Rezession versteht man einen entzündungsfreien Rückgang des Zahnfleisches (Gingiva) mit Freilegung der Zahnwurzeloberfläche. Besonders betroffen sind Menschen, die von Natur aus ein besonders dünnes Zahnfleisch haben. Auch die darunterliegende knöcherne Unterstützung ist schwach ausgeprägt. Die dünne Gingiva zieht sich langsam zurück bis schließlich auch die Wurzeloberfläche freigelegt wird. Ein starker Gingivarückgang lässt die Zähne optisch länger erscheinen und der Gingivaverlauf wirkt zunehmend unharmonisch. Auch funktionelle Störungen und Folgeschäden treten auf und Reize wie Kälte oder Wärme lösen stechende Schmerzen aus, die die Lebensqualität deutlich eischränken können. Eine Rezession kann außerdem das Risiko für Wurzelkaries erhöhen.
Eine Zahnfleischkorrektur kann medizinisch notwendig oder durch die ästhetischen Bedürfnisse des betroffenen begründet sein.
Zunächst erfolgt in unserer Praxis genaue Befundung Ihrer Rezessesion und anschließende Beratung bezüglich der Therapie und Erstellung eines individuellen Behandlungsplanes.
Rezessionsdeckung
Das gängigste Verfahren zur Rezessonsdeckung ist die Verschiebelappenplastik. Dabei wird ein Lappen aus vorhandenem Zahnfleisch aus der Nachbarregion an die abzudeckende Wurzeloberfläche verschoben, um die Wurzeloberfläche zu decken. Der Lappen wird mit feinsten Nähten so fixiert, dass er sicher anheilen kann. Auch körpereigene Weichgewebstransplantate und künstliche Transplantate kommen bei Bedarf zum Einsatz. Das eingebrachte Gewebe ist nach vollständiger Einheilung nicht von dem umgebenden Zahnfleisch zu unterscheiden. Als weitere Technik kommt die Tunnelierung zum Einsatz. Hierbei ist keine Lappenbildung notwendig um ein Transplantat einzubringen. Der Schweregrad der Rezession entscheid über die Therapiemöglichkeit.
Freiliegende Zahnwurzeloberflächen können auch nicht chirurgisch behandelt werden, wobei jedoch keine Abdeckung der Zahnwurzeloberfläche zu erreichen ist. Jedoch kann ein Fortschreiten der Rezession und Folgeschäden verhindert werden. Das Erlernen einer schonenden, nicht abrasiven Zahnputztechnik ist hierbei essentiell. Zudem kann die Überempflindlichkeit der Zahnhälse mit desensibilisierenden Versiegelungen gelindert werden. In Ergänzung kann bei Bedarf eine Zahnhalsfüllung erfolgen.
Mit unterschiedlichen minimalinvasiven Verfahren und mikrochirurgischen Techniken können wir die freiliegenden Wurzeloberflächen abdecken, das Volumen das Zahnfleisches verbessern und die Rezessionen stoppen. Zähne und Zahnwurzeln sind wieder vor schädigenden Agressoren und Karies geschützt.
Unser Ziel ist die Gesunderhaltung des gesamten Organismus, damit Sie auch weiterhin ein schönes Lächeln mit den eigenen Zähnen genießen zu können.
PRAXIS FÜR ZAHNHEILKUNDE & ÄSTHETISCHE GESICHTSCHIRURGIE GbR
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